Ein Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel
ESW-Klient Alexander Wagner arbeitet seit 2019 im Höchberger Bauhof
Die große Leidenschaft von Alexander Wagner sind die Bäume. Der 36-jährige ist seit August 2019 beim Markt Höchberg beschäftigt. Konkreter: am Bauhof. Dort ist Wagner derzeit Teil des fünfköpfigen Grünpflege-Teams. Der gebürtige Würzburger ist nicht irgendein Mitarbeiter, sondern „ein ganz besonderer“, wie es Bauhofleiter Michael Gintner ausdrückt. Wagner lebt seit Längerem mit einer seelischen Behinderung.
Deshalb hat ihn der Weg irgendwann zum Erthal-Sozialwerk in die Sanderau geführt. „Weil er in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht hat, konnten wir Alexander in den ersten Arbeitsmarkt vermitteln“, sagt seine Betreuerin Eva Dunkl. Die Vollzeitstelle am Höchberger Bauhof ist eine von aktuell drei Außenarbeitsplätzen des Würzburger Sozialwerks, das unter anderem eine Fahrradwerkstatt in der Sanderstraße betreibt.
Wagner fühlt sich am Bauhof offenbar sehr wohl. Begeistert zählt er seine Tätigkeiten auf, die ihn je nach Jahreszeit begleiten: Schnitt der Bäume und Büsche, Anlegen von Ausgleichsflächen, Laubrechen, Friedhofspflege, Häckseln oder Gießen. Gärtnermeister und Teamleiter Max Riepel ist sehr zufrieden mit Wagners Arbeit. Schnell habe er gemerkt, wie rührig sich sein neuer Mitarbeiter um die Wasserversorgung der Bäume kümmert, bemerkt Riepel. „So empathisch würde das wohl sonst niemand machen. Das ist eine besondere Qualität“, unterstreicht Gintner.
Kampf gegen den Klimawandel treibt ihn an
„Ich will meinen Teil im Kampf gegen den Klimawandel beitragen. Das macht mir Spaß“, sagt Wagner selbst. Aufgrund der heißen und trockenen Sommer sind auch in Mainfranken an immer mehr öffentlichen Stämmen spezielle Säcke angebracht, mit deren Hilfe die Bäume mit Wasser versorgt werden. „Das war früher nicht nötig“, erinnert sich Riepel, der schon viele Jahre am Bauhof beschäftigt ist. Das Bäumegießen ist keine leichte Arbeit, schließlich hat eine größere Menge Wasser ein ordentliches Gewicht. Wagner ist in den Sommermonaten dennoch kaum zu bremsen, wenn er mit dem Kanister von Baum zu Baum läuft.
Dabei ermüdet er aufgrund seiner psychischen Erkrankung schneller als andere Mitarbeiter. Das merkt er selbst, aber auch seine Kollegen geben darauf acht. „Herr Wagner braucht mehr Pausen und darf sich auch sofort zurückziehen, wenn es nicht mehr geht. Das fangen wir dann im Team auf. In der Praxis klappt dies reibungslos“, erklärt Gintner. Wichtig sei es, ergänzt Dunkl, Alexander ein wenig den Druck des ersten Arbeitsmarktes zu nehmen, auch wenn er grundsätzlich die gleichen Sachen machen muss wie jede*r Beschäftigte*r am Bauhof. „Wenn es tatsächlich mal nicht mehr ginge, kann er jederzeit ans Erthal-Sozialwerk zurück, das auch weiter die Sozialversicherungsbeiträge leistet.“
Regelmäßiger Austausch mit Sozialpädagogin Eva-Maria Dunkl
Doch darauf deutet derzeit nichts hin. „Theoretisch kann dieses Arbeitsprojekt bis zur Rente weiterlaufen“, berichtet Sozialarbeiterin Dunkl, die selbst von Zeit zu Zeit vor Ort mit Hand anlegt. „Nur so kann ich die Probleme nachvollziehen, die bei unseren Mitarbeitenden an den Außenstätten immer wieder mal auftreten.“ Dunkl tauscht sich auch regelmäßig persönlich mit den Vorgesetzten und Kolleg*innen aus, um immer auf dem Laufenden zu sein.
Wagner ist bereits vor etwa drei Jahren nach Höchberg gezogen und in der Marktgemeinde gut integriert. Durch seine Beschäftigung kennt Wagner mittlerweile in Höchberg fast jeden öffentlichen Baum. Dazu zählen auch einige Streuobstwiesen, die der Bauhof pflegt – genau wie den alten und neuen Friedhof. In seiner Freizeit liest er leidenschaftlich gerne Bücher, zum Beispiel Science Fiction. Der Klimawandel mit seiner Trockenheit ist für Alexander Wagner indessen ein ganz reales Problem.